Laufgemeinschaft der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung e.V.

Text: Michael Irrgang, Bilder: Michael Irrgang (mi), Martina Stumpf-Irrgang (msi)

Seit 2011 gab es in Deutschland keinen 48h-Lauf mehr, aber die Dürreperiode scheint überwunden. Denn Jan-Philipp Struck und Mario Windelschmidt veranstalteten am ersten Juni-Wochenende in Unna ein tolles Laufwochenende, in dessen Mittelpunkt ein 48h-Lauf stand, bei dem ca 20 Frauen und Männer starteten.

Unna1

Die 48h-Läufer der LG Ultralauf: Volker Greis, Michael Irrgang, Dieter Brendemühl, Michael Vorwerk und Miriam Kudermann (Bild: msi)

Unna2

Start des 48h-Laufes, Bild: msi

Die Teilnehmer konnten aber auch 24, 12, 6 oder 3 Stunden laufen. Das führte dann in Summe zu einem Teilnehmerfeld von ca 150 Läuferinnen und Läufer und rechtfertigte den hohen, organisatorischen Aufwand, den die beiden mit all ihren Helfern betrieben. Gemäß vieler Berichte hat es sowohl allen Teilnehmern als auch den Veranstaltern megagut gefallen und so ist eine Wiederholung im nächsten Jahr schon fest geplant, lediglich den geplanten Termin wollten die beiden Organisatoren noch nicht verraten. Die Orga war wirklich spitze, die Zeitnahme, Liveverfolgung im Internet, der supergut ausgestattete VP, die Musik und Moderation im VP-Bereich, die Stimmung im VP-Bereich und auf der Strecke und selbst das Wetter hätte nicht besser sein können. Ein besonderer Dank geht an die Familie von Mario. Seine Kinder haben die ganze Zeit über unter anderem am VP geholfen – so nett, zuvorkommend und ausdauernd – das gab der Veranstaltung noch einmal eine ganz spezielle, familiäre Note.

Unna3

Der gut ausgestattete und bestens bediente Versorgungspunkt, Bild: msi

Die Strecke war landschaftlich schön und abwechslungsreich, aber mit reichlich Höhenmetern und einigen „Trailabschnitten“ ausgestattet. Damit eignete sie sich eher nicht für Bestleistungen, was den meisten Teilnehmern einerseits ziemlich egal war, andererseits dazu führte, dass einige viel zu ambitioniert ihr Rennen begannen und dann später einbrachen.

Unna4

Tolle musikalische Motivation gab es auf der Strecke, Bild: mi

Unna5

Kerstin Conrad lief 12h, Bild: mi

Unna6

Die frisch gemähte Wiese machte einigen der Teilnehmer zu schaffen, Bild: mi

Die LG Ultralauf war zahlen- und leistungsmäßig gut vertreten und hatten einen eigenen Pavillon. Alle gingen sehr motiviert aber kontrolliert ihr Rennen an und man unterstütze sich so gut es ging. Interessanterweise gingen die 48h-Läufer Dieter Brendemühl und Michael Vorwerk erst vor einer Woche bei der Deutschen Meisterschaft über 24h an den Start und zeigten sich gut erholt. Michael wurde mit einer Leistung von über 240km 2. Mann und dritter der Gesamtwertung. Und Dieter, immerhin in der M80 startend, zeigte sich tags und nachts auf der Strecke und drehte beständig seine Runden. Ebenfalls eine beeindruckende Leistung zeigte Miriam Kudermann. Auch sie wollte ursprünglich nach Braunschweig, stürzte aber auf dem Weg zum Bahnhof und blieb zu Hause. Quasi als Ersatz startete sie in Unna und lief ein unglaublich souveränes Rennen. Ihre Leistung von über 260 km bedeuteten nicht nur im Rennen den zweiten Gesamtplatz und Platz 1 der Frauen, sondern auch Platz 21 der ewigen Deutschen Bestenliste. Und weil das alles so gut geklappt hat, wird sie wohl auch bei der 48h Weltmeisterschaft im August in England starten.

Unna8

Siegerehrung: Mario Luther (24h), Dieter Brendemühl, Michael Irrgang, Michael Vorwerk, Miriam Kudermann (alle 48h), Bild: msi

  Platz Teilnehmer KM M/W AK Verein
48-Stunden-Lauf        
  1. Michael Irrgang 282,31 1. M 1. M55 LG Ultralauf
  2. Miriam Kudermann 260,89 1. W 1. W45 LG Ultralauf
  3. Michael Vorwerg 243,37 2. M 1. M65 LG Ultralauf
  19. Dieter Brendemühl 109,03 16. M 1. M80 LG-Ultralauf
             
24-Stunden-Lauf        
  4. Mario Luther 138,23 2. M 1. M60 LG Ultralauf
  15. Michael Petry 91,5 11. M 2. M55 LG Ultralauf / Team Erdinger Alkoholfrei
  16. Andreas Rösler 79,82 12. M 2. M60 LG Ultralauf
  21. Michael Flory 27,25 15. M 3. M60 Lauffreunde Bönen/LG Ultralauf
             
12-Stunden-Lauf        
  2. Ralf Führer 101,24 1. M 1. M55 LG Ultralauf/BSG JVA Essen
  4. Kerstin Conrad 97,35 3. W 1. W50 LG Ultralauf
  25. Natascha Baum 33,09 9. W 1. W35 LG Ultralauf
             
6-Stunden-Lauf        
  42. Ilo Thöß 23,36 20. W 4. W55 LG Ultralauf

Mein Rennen hatte ich als Test für die 48h-WM genau geplant. Das Problem bei einem 48h-Rennen ist nämlich, dass es höchst individuell ist, wie oft und wie lang man sinnvollerweise Pausen einlegen sollte, um letztendlich das Endergebnis zu optimieren. Genauso wenig wie man nicht seine Ernährungsstrategie für einen 24er bei einem Marathon testen kann, kann man seinen Pausenbedarf für einem 48er bei einem 24h-Lauf testen. Mein Plan bestand aus 16 3-Stundenabschnitten, die vom ersten Abschnitt abgesehen alle mit einer Pause begannen. Die meisten waren 10 oder 15 Minuten lang, in der ersten Nacht gab es eine 30minütige Pause in der zweiten eine 60minütige. Das passte sogar erstaunlich gut! Lediglich das Tempo, was ich dachte, laufen zu können, war ob der Strecke viel zu optimistisch und musste ich schnell um 1 min pro km reduzieren. Die Müdigkeit, Blasen, Krämpfe und andere Muskelbeschwerden waren erstaunlich gut beherrschbar, obwohl meine Laufhaltung gegen Ende alles andere als frisch aussah und ich noch einiges an Optimierungsmöglichkeiten gefunden habe. Insgesamt hat meine Pausenstruktur und mein recht einfaches Ernährungskonzept wunderbar funktioniert, so dass ich bis zum Schluss noch ganz gut laufen und auf diese Weise einige Kilometer machen konnte. Dass es dann am Ende zu Platz 1 reichte, lag in erster Linie daran, dass die schnelleren Läufer vorzeitig ihr Rennen beenden mussten und andere, die sich ihr Rennen ebenfalls klug eingeteilt haben, halt langsamer waren. Durch Miriam und mir sind die ersten Streckenrekorde gesetzt und können im nächsten Jahr gerne überboten werden.

Grundsätzlich kann jeder, der mehrere 24h-Läufe erfolgreich absolviert hat, auch 48h laufen. Den ersten Tag läuft man etwas langsamer, mehr Gehabschnitte oder längere/mehr geplante Pausen und am zweiten Tag kann man noch gut 60 bis 70% der Kilometer des ersten Tages schaffen, wenn man am ersten Tag nicht überzockt. Doch Vorsicht mit der Mathematik, um sein Potential auszurechnen, insbesondere auf der Strecke im Bornekamp in Unna.

Unna7

Abendstimmung mit Vollmond, Bild: mi

Ein 48h-Lauf hat seine eigene Faszination und die Gemeinschaft der Ultraläufer wäre Jan-Philipp und Mario dankbar, wenn sie ihren Lauf etablieren würden. Also dann: Bis zum nächsten Jahr!

 

Bitte beachten Sie, dass unsere Webseite Cookies zur Verbesserung und Gewährleistung der Funktionalität verwendet. Bitte lesen Sie unsere Datenschutzerklärung und Nutzungshinweise, bevor Sie unsere Seite nutzen. Indem Sie auf unserer Seite weitersurfen oder auf den Einverstanden-Button klicken, bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung und Nutzungshinweise gelesen haben und damit einverstanden sind.